100 Jahre Deutsche Schule La Paz

Liebe Leserinnen, liebe Leser, 

unsere „Deutsche Schule“ gibt es nun seit 100 Jahren, seit 1923, und sie befindet sich seit über 30 Jahren in Achumani, nachdem sie zuvor einige Jahrzehnte lang in Sopocachi war, in der Calle Aspiazu. Durch einen glücklichen Zufall kenne ich die Schule persönlich auch noch aus jener Zeit, damals als junger Lehrer, der frisch aus Deutschland kam, heute – und seit nun fast zehn Jahren – bin ich ihr Schulleiter.
Geblieben ist seit 30 Jahren, dass die Deutsche Schule in Achumani noch immer zu den schönsten Schulen in Südamerika gehört, eine ganz besondere Atmosphäre hat und für ehemalige und aktuelle Schülerinnen und Schüler ein Zuhause ist: Mi Colegio. 
Die Exalumnos kennen sich über Jahrgänge hinweg und seit Jahrzehnten stehen sie miteinander in Kontakt. Anlässlich der Kermesse trafen und treffen sie sich selbstverständlich zu ihrer „Promo 25“, egal, wohin es sie inzwischen auch verschlagen hat: in unterschiedlichste Länder Südamerikas, in die USA oder Kanada, nach Deutschland oder Europa, ja selbst nach Asien. „Mi Colegio“, das bleibt und verbindet.
Geblieben ist auch, dass die Schule höchste Anerkennung in Deutschland genießt und deshalb Jahr für Jahr von dort großzügig unterstützt wird, auch durch Beratungsbesuche, Fortbildungsangebote und nicht zuletzt durch wiederholte Zertifizierungen ihrer Exzellenz. Herausstechend: Der Deutsche Schulpreis 2019. Eine höhere Anerkennung gibt es nicht.
Geblieben ist auch, dass der allergrößte Teil unserer gut tausendköpfigen Schülerschaft bolivianisch ist: über 90 Prozent! Wir sind und bleiben eine Begegnungsschule. Viviendo el encuentro.
Gleichzeitig hat sich in den letzten 30 Jahren – und erst recht in den letzten 100 Jahren – sehr viel verändert: Inhalte, Methoden und Ziele unterliegen einem rasanten – und wie es scheint: immer schnelleren – Wandel. Bedacht und konzipiert wird alles in speziellen Gremien der Schule und nicht zuletzt mit deutscher Unterstützung. Schulen sind heute selbstlernende Systeme. Niemand weiß, was die Zukunft bringen wird.
Heute lernen bei uns ALLE Kinder bereits im Kindergarten Deutsch (Immersion). Sie werden alle auf Deutsch alphabetisiert. Selbst Grundschulkinder kommen in den Pausen Deutsch sprechend auf mich zu: „Du, Direktor, ich will dir mal erzählen …“
Heute verfügen in den höheren Klassen ganze Schülerjahrgänge über iPads, die sie dank der supermodernen Infrastruktur der Schule fürs Lernen im Unterricht benutzen. Auch das muss von Lehrerseite geplant, evaluiert und ggf. justiert werden. Die neueste Herausforderung heißt bekanntermaßen: künstliche Intelligenz. Welche Bedeutung wird sie für die Schule haben?
Neben der akademischen Bildung geht und ging es auch immer um soziale Verantwortung: Heute ist es z. B. selbstverständlich, dass wir in den höheren Klassen selbstorganisierte Klassenräte und ein Schülerparlament haben. Das war nicht immer so. 
Viviendo el encuentro. Wir möchten keine Insel sein! Heute gibt es für viele unserer Jahrgänge fest geplante Sozialaktionen außerhalb der Schule. Die beeindruckendste für mich: Special Olympics. Dabei treiben unsere Schülerinnen und Schüler Sport gemeinsam mit Behinderten. Das Ganze mündet in einem großen Fest und ist auch für die Behinderten etwas ganz besonders Schönes.
Stets ein Höhepunkt ist und war die jährliche Graduationsfeier: Man blickt zurück und schaut voraus – in der schönen Gewissheit, dass alle Abgängerinnen und Abgänger für ihre Zukunft bestens gerüstet sind und gleichzeitig ein Teil unserer Schule bleiben. ¡Viva el colegio!

                          


                                                                                                                                                                Volker Stender-Mengel






















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