Schweinfurt – Tarija: Eine neue Achse für das Weltklima

 

Claudia Ullrich

Viele Schweinfurter rätselten beim Marktbesuch, um welche Flagge es sich da wohl handelte © Gisela Ullrich

10.815 Kilometer trennen Schweinfurt von Tarija, 1.600 Höhenmeter, ca. 150.000 Einwohner, die Sprache, fünf Zeitzonen, der Äquator und der Atlantik.

Was sie verbindet? Das Rot-Weiß der Flagge von Tarija und des Fränkischen Rechens (denn schließlich ist Franken bekanntermaßen nur im politischen Sinne ein Teil Bayerns), die Lage am Fluss, die Weinberge bzw. -gärten in der Umgebung (Mainfranken wird ja auch gerne mal Weinfranken genannt) und nicht zuletzt das Klima: Das Weltklima, das in seinem Zusammenspiel nicht nur entlang der Breitengrade stattfindet, sondern auch die Nord- und Südhemisphäre miteinander verbindet. Und neuerdings eine Städtepartnerschaft, die all diese Unterschiede zu überwinden und die Gemeinsamkeiten zu nutzen versucht, um gemeinsam etwas für das globale Klima zu tun.

Was genau aber kann man auf lokaler Ebene für das weltweite Klima und gegen den fortschreitenden Klimawandel und für die regionale Anpassung an die sich ändernden Gegebenheiten tun? Und wie können dabei Kommunen, die so vieles voneinander trennt, miteinander kooperieren und voneinander lernen? Keine leichte Aufgabe, aber dank der Unterstützung der Lokalen Agenda 2030, Engagement Global und Kommunen in der Einen Welt gibt es einen kompetenten Begleiter für die beiden Städte, um sich mit dem Thema zu befassen, denn schließlich ist es schon die neunte Runde dieser Projektinitiative. Und erstmals ist nun auch Bolivien mit dabei.

Vertreter der beiden Städte beim internationalen Auftaktworkshop in Essen © Martin Magunia

Die Stadt Schweinfurt hat sich erfolgreich für die Teilnahme an der 9. Projektphase Kommunale Klimapartnerschaften beworben. Den Auftakt machte der internationale Workshop im November in Essen, an dem alle beteiligten Kommunen aus Deutschland und den entsprechenden Ländern im Globalen Süden erstmals aufeinandertrafen. Im Anschluss war die Delegation aus Tarija auf Einladung der Stadtverwaltung für ein paar Tage zu Gast in Schweinfurt.

Die Zweite Bürgermeisterin, Sorya Lippert, die das Projekt aktuell gemeinsam mit der Lokalen Agenda 2030 und der Klimaschutzmanagerin betreut, bereitete den Chapacos einen herzlichen Empfang und zeigte den bolivianischen Gästen die schönen Seiten Schweinfurts und seine Besonderheiten. Beim Ehrenabend für die Delegation machte Oberbürgermeister Sebastian Remelé deutlich, wie wichtig die Verbindung mit Südamerika für die Stadt Schweinfurt ist.

Die Stadtverwaltungen beider Kommunen freuen sich sehr auf den intensiven Austausch mit den Fachämtern beider Städte. Besonders die Themen Müll als Ressource nutzen, Wasser aufbereiten, die Dauerwaldwirtschaft und das Vorantreiben der Stadtbegrünung gerade auch in Form sogenannter “Grüner Bänder” werden die Themen sein, an die beide Kommunen anknüpfen wollen.


Klimapartnerschaft © Sorya Lippert


Der Kontakt soll aber nicht nur auf der Verwaltungsebene bleiben, sondern auch Teile der Bevölkerung miteinbeziehen. So wurden in einem ersten Schritt das Colegio Alemán del Sud in Tarija und das Olympia-Morata-Gymnasium in Schweinfurt in Kontakt gebracht, die nun in gemeinsamen Unterrichtsprojekten für die Sekundarstufe das Thema Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel behandeln werden. Auch wird gerade überlegt, inwiefern ausgebildete Pflegekräfte aus Tarija in Schweinfurt arbeiten könnten.

Für Ende März 2023 ist im Rahmen der zweijährigen Förderphase der erste Besuch einer Delegation aus Schweinfurt geplant, bei dem unter anderem geklärt werden soll, inwiefern das Thema Aufwertung der Flussufer durch Streuobstwiesen und eventuell Inbetriebnahme einer Saftpresse in Tarija durchführbar ist.

Trennt Schweinfurt und Tarija nun mehr als sie verbindet? Die kommenden Monate werden zeigen, ob und wie zwei so weit entfernte Kommunen gemeinsam an Projekten arbeiten können. Fest steht jedoch, dass mit Silvaner, Terruño, Müller-Thurgau und Tannat einige köstliche Gemeinsamkeiten vorhanden sind, die bei den gegenseitigen Besuchen sicherlich für ein genüssliches Ambiente sorgen werden.

Weitere Informationen zur Initiative Kommunale Klimapartnerschaften finden Sie hier:

https://skew.engagement-global.de/kommunale-klimapartnerschaften.html


Erste Presseberichte zur Klima- und Städtepartnerschaft in Deutschland und Bolivien:


https://eldeber.com.bo/pais/hermanamiento-con-schweinfurt-alemania-abre-las-puertas-para-instalacion-de-ensambladora-de-autos-el_280787


https://www.schweinfurt.de/rathaus-politik/stadt/partnerstaedte/10817.Tarija-Bolivien.html

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